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AutorenbildSven Piper

Das chinesische Raumfahrtprogramm

Aktualisiert: 13. Mai


Die Erde von Shenzhou 12 aufgenommen
Die Erde von Shenzhou 12 aufgenommen

Seit dem 15. Oktober 2003 ist China dem elitären Club der Raumfahrtnationen beigetreten, die bemannte Weltraumflüge durchführen können. Dieses Special zeigt die Entwicklung der chinesischen Raumfahrt seit den Anfängen in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts und deren ehrgeizigen Ziele für die Zukunft.


Qian Xuesen 1950
Qian Xuesen 1950

Der Beginn des chinesischen Raumfahrtprogramms ist eng mit dem Namen Qian Xuesen (1911-2009) [auch buchstabiert als Tsien Hsue-shen] verknüpft. Qian Xuesen wurde in Shanghai geboren und begann seine Studien in China. Mit einem Stipendium ausgestattet, besuchte er ab 1935 das Massachusetts Institute of Technology (MIT) und wechselte 1936 zum California Institute of Technology (Caltech). Dort promovierte er unter der Leitung von Theodore von Kármán. Zudem gilt er als Mitbegründer des Jet Propulsion Laboratory (JPL). Im Jahr 1943, während des Zweiten Weltkriegs, half Qian bei der Analyse des überlegenen deutschen Raketenprogramms für die US-Armee, und bei Kriegsende reiste er als Oberst der US-Armee nach Deutschland, um gefangene deutsche Raketenwissenschaftler, darunter Wernher von Braun, zu befragen und diese für das amerikanische Raketenprogramm anzuwerben. [1]


Im Jahr 1950, zu Zeiten der McCarthy-Ära, wurde er unter dem Vorwurf der Spionage inhaftiert (wobei es hierfür niemals irgendwelche Beweise gab) und nach fünf Jahren Hausarrest durften er und seine Familie nach China ausreisen. Seine in den USA gesammelten Erfahrungen machten ihn nach seiner Rückkehr im Jahr 1955 zum wichtigsten chinesischen Wissenschaftler auf dem Gebiet der Raketentechnik. [2]


Erste Erfolge


Der Start des ersten chinesischen Satelliten, mit der Bezeichnung "Der Osten ist Rot", erfolgte am 24. April 1970. Zum Starten des Satelliten benutzte man eine modifizierte Interkontinentalrakete vom Typ CSS-3, die später die Bezeichnung „Langer Marsch 1“ erhielt. Insgesamt verblieb der Satellit 26 Tage im All.


Erste Gerüchte über ein bemanntes chinesisches Raumfahrtprogramm tauchten bereits 1979 auf. In einer Shanghaier Zeitung gab es Bilder von einem chinesischen Astronautentraining in einem Raumanzug. Doch fehlte es zu diesem Zeitpunkt noch an einer leistungsstarken und zuverlässigen Trägerrakete.


Erst in den späten 80er Jahren nahm das chinesische Raumfahrtprogramm immer ambitioniertere Formen an. China stieg in das kommerzielle Satellitengeschäft ein und es gab die ersten Pläne ein eigenes Space Shuttle und eine Raumstation zu entwickeln. Des Weiteren arbeitete man an neuen Trägerraketen.


Anfang der 90er Jahre kam es zu einem Technologieaustausch zwischen Russland und China, der auch die Ähnlichkeit der heutigen chinesischen Shenzhou-Kapsel mit der russischen Soyuz-Kapsel erklären dürfte, auch wenn China stets beteuert seine aktuelle Trägerrakete "Langer Marsch 2F" und das "Gottesschiff" (Shenzhou) in Eigenregie entwickelt zu haben, dürften beide Technologien von den langjährigen Raumfahrterfahrungen der Russen profitiert haben.


Chinas griff nach den Sternen


Ein entscheidendes Jahr in der chinesischen Raumfahrt ist 1992, denn hier ist der offizielle Beginn des bemannten chinesischen Raumfahrtprogramms.


Vier Jahre später, wurde bei einem Besuch des damaligen Direktors der russischen Raumfahrt Agentur (RSA), ein geheimes Russisch-Chinesisches Raumfahrtskooperationsabkommen geschlossen und noch im selben Jahr wurden zwei Chinesen in der russischen Sternenstadt nahe Moskau zu Kosmonauten ausgebildet, die später selber Ausbilder wurden und die ersten 14 Taikonauten ausbildeten.


Ein weiteres wichtiges Datum ist der 20. November 1999, denn hier startete das erste Shenzhou Raumschiff vom Jiuquan Satellite Launch Center zu einem unbemannten eintägigen Testflug.


Shenzhou II-IV waren ebenfalls alle unbemannt, doch die Missionen wurden zunehmend ambitionierter, so blieb bereits Shenzhou II 8 Tage im All und umrundete dabei 108-mal die Erde. Hauptziel dieser Missionen, waren das Testen von Lebenserhaltungssystemen und das Lösen der Wiedereintrittsproblematik. Eine Besonderheit von Shenzhou IV war das Vorhandensein von zwei menschenähnlichen Dummies, ausgestattet mit Sensoren, wie sie auch bei Crashtests in der Automobilindustrie verwendet werden.


Yang Liwei
Yang Liwei

Da alle unbemannten Tests erfolgreich verliefen, war es nur eine Frage der Zeit, wann der erste chinesische Taikonaut das Tor zum Weltall aufstoßen würde. Der erste bemannte Start, mit dem Taikonauten Yang Liwei an Bord, erfolgte mit Shenzhou V am 15. Oktober 2003 und dauerte insgesamt 21 Stunden. Seitdem folgten 13 weitere bemannte Missionen.


Aktuell arbeitet China an seinem ersten Weltraumteleskop mit der Bezeichnung "Xuntian", dem Aufbau einer modularen Raumstation - da China aufgrund des Wolf Amendment [3] (benannten nach dem ehemaligen republikanischen U.S. Politiker Frank Wolf) aus dem Jahr 2011 von der Beteiligung an der Internationalen Raumstation ISS ausgeschlossen worden ist - sowie der Entwicklung eines Schwerlastträgers.


Bei den großen Fortschritten die China in der Raumfahrttechnik macht, ist nun auch nicht mehr ausgeschlossen, dass eine chinesische Mondbasis im kommenden Jahrzehnt erfolgreich betrieben werden kann.


Bisherige chinesische Raumstationen:


  • Tiangong-1: Die erste chinesische Raumstation, Tiangong-1, wurde am 29. September 2011 gestartet. Sie diente als experimentelles Testbett für größere, permanente Raumstationen. Tiangong-1 war primär eine bemannte Laborstation, die es Astronauten ermöglichte, an Bord zu leben und zu arbeiten, um Langzeitmissionen im Weltraum zu simulieren. Die Station blieb bis 2016 aktiv, als die Kommunikation offiziell abgebrochen wurde. Sie trat im April 2018 unkontrolliert in die Erdatmosphäre ein und verglühte größtenteils beim Wiedereintritt.

  • Tiangong-2: Diese Raumstation wurde als Verbesserung und Fortsetzung der Missionen von Tiangong-1 entwickelt und am 15. September 2016 gestartet. Tiangong-2 war etwas größer und bot verbesserte Lebensbedingungen sowie fortschrittlichere wissenschaftliche Ausrüstung. Sie wurde für eine Reihe von wissenschaftlichen Experimenten genutzt und diente auch als Plattform für das Testen von Raumfahrttechnologien. Im Juli 2019 führte China einen kontrollierten Wiedereintritt der Tiangong-2 durch, wodurch sie planmäßig in der Erdatmosphäre verglühte.


Chinesische Sondenmissionen:

Jahr

Name

Ziel

Beschreibung

2007

Chang'e 1

Mond

Chinas erste Mondsonde, die detaillierte Karten der Mondoberfläche erstellte.

2010

Chang'e 2

Mond


2013

Chang'e 3

Mond

Erste weiche Landung auf dem Mond mit einem Rover (Yutu), der die Oberfläche erkundete.

2019

Chang'e 4

Mond

Erste Landung auf der erdabgewandten Seite des Mondes, ebenfalls mit einem Rover (Yutu-2).

2020

Chang'e 5

Mond

Rückkehrmission, die Mondgestein Bodenproben zur Erde brachte.

2020

Tianwen-1

Mars

Bestehend aus einem Orbiter und dem Lander "Zhurong". Dieser landete erfolgreich in der Region Utopia Planitia.

2024

Chang'e 6

Mond

Die Mission startet am 3. Mai 2024 und wird voraussichtlich etwa 53 Tage dauern.


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