Die 2007 gestarteten fünf THEMIS Satelliten der NASA haben eine Lücke im Erdmagnetfeld entdeckt, die 10-mal größer ist als alles was man je für möglich gehalten hätte.
Die Solarwinde der Sonne haben so die Gelegenheit die Magnetosphäre aufzuladen, weshalb es zu gewaltigen geomagnetischen Stürmen kommen könnte. Doch ist die Lücke selbst nicht einmal die größte Überraschung, denn allein die Art wie sich diese gebildet hat, stellt die Weltraumphysik auf den Kopf.
"Zunächst konnte ich es gar nicht glauben" sagt THEMIS Projektwissenschaftler David Sibeck vom Goddard Space Flight Center der NASA. "Diese Entdeckung ändert fundamental unser Verständnis der Interaktion von Solarwinden und Magnetosphäre."
Die Magnetosphäre ist eine riesige magnetische Blase, welche die Erde umgibt und uns vor den Sonnenwinden beschützt.
Die große Entdeckung wurde am 3. Juni 2007 gemacht, als die 5 Satelliten glücklicherweise durch die Lücke geflogen sind, als sich diese gerade öffnete. Die Sensoren an Bord registrierten nämlich auf einmal einen gewaltigen Strom von Sonnenwindpartikeln, die in die Magnetosphäre strömten.
"Die Öffnung war riesig - viermal größer als die Erde selbst" sagt Wenhui Li von der University of New Hampshire, welcher die Daten analysierte. Seine Kollege Jimmy Raeder war ebenfalls tief beeindruckt und sagte: "10 hoch 27 Partikel pro Sekunde flogen in die Magnetosphäre - das ist eine 1 gefolgt von 27 Nullen. Diese Art von Strom ist ein paar Größenordnungen größer als wir es für möglich gehalten hätten."
"Wir haben so etwas schon mal gesehen" sagt Jimmy Raeder, "aber niemals in dieser Größenordnung. Die gesamte Tagseite der Magnetosphäre war für den Sonnenwind offen."
Aber damit nicht genug. Weltraumwissenschaftler haben bisher geglaubt, dass Löcher in der Magnetosphäre der Erde in Verbindung mit solar magnetischen Feldern stehen, die nach Süden ausgerichtet sind, doch dieses Feld zeigte nach Norden.
"Für einen Laien mag das harmlos klingen, aber für einen Weltraumwissenschaftler ist dies seismisch" so Sibeck. "Wenn ich dies meinen Kollegen erzähle, reagieren die meisten von ihnen skeptisch, so als würde ich versuchen sie davon zu überzeugen, dass die Sonne im Westen aufgeht."
Der Solarwind drückt gegen die Magnetosphäre der Erde fast direkt über dem Äquator, wo das Magnetfeld der Erde nach Norden gerichtet ist. Angenommen ein Bündel solarer magnetischer Partikel kommt daher und ist ebenfalls nach Norden ausgerichtet. Nun müssten beide Felder sich eigentlich abstützen, d.h. die Defensivfähigkeit des Erdmagnetfeldes stärken und die Tür für die Sonnenwinde zuschlagen. Ein nach Norden ausgerichtetes Magnetfeld wird auch als "northern IMF"bezeichnet und dies ist ein Synonym für "Schilde hoch".
"Nun kann man sich die Überraschung vorstellen wenn ein northern IMF daherkommt und die Schilde stattdessen zusammenbrechen" sagt Sibeck. "Dies krempelt unser Verständnis der Dinge total um."
Quelle: Science(at)NASA
Autor: Frank Erhardt