Astronomen vom Carnegie Institution und der University of Arizona haben erste Hinweise darauf gefunden, das hochkomplexe organische Moleküle sich in der protoplanetaren Scheibe um einen entfernten Stern befinden.
Der 8 Millionen Jahre alte Stern HR 4796A befindet sich in der letzten Stufe des Planetenbildungsprozesses und es deutet einiges darauf hin, dass die Basisbausteine des Lebens ein gewöhnlicher Stoff bei Planetensystemen sind.
In einer gegenwärtig veröffentlichten Studie beobachteten John Debes und Alycia Weinberger vom Carnegie Institution zusammen mit Glenn Schneider von der University of Arizona das Infrarotlicht von HR 4796A mit dem Near-Infrared Multi-Object Spectrometer an Bord des Hubble Weltraumteleskops. Die Forscher fanden dabei heraus, dass das Spektrum im sichtbaren und infraroten Licht durch die Staubscheine zerstreut wird und deswegen sehr rötlich erscheint. Die Farbe wird dabei durch große organische Kohlenstoffmoleküle wie Tholine verursacht. Das Spektrum passt dabei keinesfalls zu anderen rötlichen Substanzen wie Eisoxid (Rost).
Tholine bilden sich heute nicht mehr auf natürliche Weise auf der Erde, da der Sauerstoff in der Atmosphäre sie schnell zerstören würde, aber man geht davon aus das dieser Stoff auch auf der Urerde vor ein paar Milliarden Jahren existiert hat und zu den Vorgängern der Biomolekülen gehört die das Entstehen von Leben erst möglich gemacht haben.
Tholine können heutzutage an vielen Orten unseres Sonnensystems aufgespürt werden, wie zum Beispiel auf Kometen oder dem Saturnmond Titan, wo es der Atmosphäre einen rötlichen Farbton verleiht. Doch die neue Studie ist die erste überhaupt, die sich mit Tholin außerhalb unseres Sonnensystems beschäftigt.
HR 4796A liegt im Sternbild Stier und ist nur von der südlichen Hemisphäre aus sichtbar. Das System ist 220 Lichtjahre von uns entfernt und hatte bereits bei seiner Entdeckung 1991 für Aufsehen gesorgt, da die Entdeckung von Protoplanetaren Scheibe damals noch etwas Besonderes war.
Innerhalb der rotierenden protoplanetarischen Scheibe, welche aus Gas und Staub besteht, stoßen dabei immer wieder Körper zusammen und so können aus Sandkorngroßen Partikeln vollwertige Planeten entstehen. Dabei sind vor allem die kosmischen Wasserträger – die Kometen - mit organischen Molekülen bedeckt und können so die Bausteine des Lebens zu jedem Planeten innerhalb eines Sonnensystems befördern.
„Astronomen haben gerade erst angefangen nach Planeten um andere Sterne zu suchen, die sich von der Sonne unterscheiden. HR 4796A ist doppelt so massereich, fast zweimal so heiß and zwanzig Mal leuchtkräftiger als unsere Sonne“ so Debes. „Das Studieren dieses Systems liefert uns neue Hinweise bei dem Verständnis von unterschiedlichen Bedingungen, unter welcher sich Planeten formen und womöglich sich auch Leben entwickeln kann.“
Quelle: Carnegie Institution