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  • AutorenbildSven Piper

Die Erforschung des Roten Planeten

Aktualisiert: 23. Nov. 2020


Künstlerische Darstellung der Landung auf dem Mars (Credit: NASA/JPL-Caltech)

Bislang sind 40 Sonden zum Mars aufgebrochen und nur 14 Missionen waren ein Erfolg (vier weitere waren wenigstens teilweise erfolgreich). Lesen sie in diesem Special etwas über die größten Erfolge und die tragischsten Misserfolge der unbemannten Raumfahrt. Des Weiteren Erfahren sie, warum die "Bezwinger" der Venus, bislang keine einzige Marsmission erfolgreich abschließen konnten.


Seit dem 10. März 2006 ist die amerikanische Mars Reconnaissance Orbiter (MRO), in einer Umlaufbahn um den Roten Planeten. Bereits 2 ½ Jahre zuvor brach am Montag den 02.06.03 die europäische Sonde Mars Express erfolgreich auf, dies war die erste eigenständige Mission der europäischen Raumfahrt zum Mars und kurz darauf, nach zwei Verschiebungen, startete auch "Spirit", der erste des Mars Exploration Rover Programms.


Glücklicherweise sind all diese Missionen erfolgreich am Planeten angekommen, doch dies war nicht immer so.


Es ist über 50 Jahre her, als die erste Sonde, nach zuvor mehreren gescheiterten Missionen, am Mars ankam. Es war die amerikanische Sonde Mariner 4, die im Juli 1965 den Roten Planeten erreicht hat und die ersten Bilder zur Erde sendete. Dies war ein mit Spannung erwartetes Ereignis, gab es doch bis dato nur wenig gesicherte Fakten über den Mars und unzählige Legenden und Mutmaßungen. Einige dieser Legenden handelten von Marsmenschen und künstlich angelegten Kanälen auf den Mars.


Doch die ersten Bilder zeigten ein anderes Bild vom Planeten. Sie zeigten eine mit Kratern gespickte Oberfläche, mit einer dünnen Atmosphäre und einem niedrigen Luftdruck. Des Weiteren fand die Sonde heraus, dass die Atmosphäre zum Großteil aus Kohlendioxid besteht.


Doch dieser Erfolg blieb nicht einzigartig, denn auch Mariner 6 und 7 erreichten, im Jahr der Mondlandung, den Mars, auch wenn Mariner 7 mit widrigen Umständen zu kämpfen hatte, da eine Batterie explodiert war und die Stromversorgung kurz vor dem Ausfall stand. Nur der glückliche Umstand, dass Mariner 7 mit einem neuartigen programmierbaren Computer ausgestattet war, ermöglichte das Ablichten von über 100 Bildern der südlichen Hemisphäre des Planeten und führte so noch zum Erfolg der Mission.


Diese Erfolge der Amerikaner, stellte die bislang erfolgreicheren Sowjets unter Zugzwang. Denn sie hatten es bislang trotz mehrerer Versuche nicht geschafft, den Mars zu erreichen. Schlimmer noch, die meisten Sonden verließen noch nicht einmal das Gravitationsfeld der Erde, da sie entweder beim Start explodierten oder beim Zünden der Triebwerke im Erdorbit auseinanderbrachen.


Erst im Jahr 1971 erreichte die russische Sonde Mars 2 den Planeten und setzte einen Lander zur Oberfläche ab. Es war der erste Versuch eine kleine Sonde auf der Oberfläche zu platzieren. Die Sonde schaffte es durch die dünne Atmosphäre des Mars und hatte den ersten Bodenkontakt. Auch wenn sie keine brauchbaren Daten lieferte, da die Sonde eine Funktionsstörung hatte und auf der Oberfläche zerschellte.


Die baugleiche Sonde Mars 3 hingegen landete im Dezember 1971 auf dem Mars, doch nach zwei Minuten brach der Kontakt zur Sonde ab. Aber wenigstens gelang es den Orbitern von Mars 2 und 3 noch über 60 Bilder zur Erde zu senden, so waren diese Mission wenigstens teilweise noch ein Erfolg.


Weitere Versuche eine Sonde auf der Oberfläche des Roten Planeten abzusetzen scheiterten, bis zum überaus erfolgreichen Viking Programm der Amerikaner. Beide Sonden landeten auf dem Mars und sendeten die ersten Bilder von der Oberfläche des Planeten. Viking 1 sollte eigentlich in der Chryse Planitia Region landen, doch die Wissenschaftler änderten das Ziel, da die Region zu rau war. Viking 2 landeten hingegen am 3. September 1976 in der vorherbestimmten Region Utopia Planitia.


Die Viking Lander lieferten auch die ersten Bodenproben vom Mars, die aussagten, dass der Marsboden so steril ist, wie ein Operationstisch im Krankenhaus sein sollte. Keine Anzeichen von Mikroroben oder Spuren vom gegenwärtigen oder vergangenen Leben. Einige Wissenschaftler sehen darin einen Beweis dafür, dass auf dem Mars niemals Leben entstanden ist, andere hingegen argumentieren, dass die Ergebnisse nur auf die Region, nicht aber auf den gesamten Planeten anwendbar sind. Welche Fraktion recht behält, werden die zukünftigen Missionen zeigen.


1988 hatte dann die sowjetische Raumfahrt ein kurzlebiges Erfolgserlebnis. Die Sonde Phobos 2 erreichte den gleichnamigen Marsmond und untersuchte ihn auf die Möglichkeit ihn für zukünftige bemannte Marsmissionen zu nutzen. Nach zwei erfolgreichen Monaten kam es dann wahrscheinlich zu einer Computerfehlfunktion und die Sonde war verloren.


Erst im Jahr 1996 erreichte wieder eine Sonde den Mars. Es war die amerikanische Sonde Mars Global Surveyor. Sie ist ebenfalls eine der erfolgreichsten Mission der unbemannten Raumfahrt und wurde erst 10 Jahre später, nach einem verhängnisvollen Softwareupdate, das im November 2006 zu einer Fehlfunktion und dem Ausfall der Batterien führte, im Januar 2007 für verloren erklärt. Auch wenn es nach dem Start der Sonde nicht danach aussah, da ein Sonnensegel sich zunächst nicht entfaltet hatte.


Da die große Raumfahrtnation Russland bislang noch keine erfolgreich abgeschlossene Marsmission zu verbuchen hatte, folgte im November 1996 die Mission Mars 96. Doch auch diese Sonde erreichte den Mars nicht. Beim Start kam es zu einer Fehlzündung und die Sonde krachte in den Pazifik. Sie war bislang die letzte Mission der russischen Raumfahrt zum Roten Planeten und damit haben es die Bezwinger der Venus nicht geschafft, den Mars zu "erobern". Wobei anzumerken ist, dass eine Sonde auf der Venus abzusetzen und Bilder von der Oberfläche zur Erde funken zu lassen einer Meisterleistung gleicht.


Aber auch die Amerikaner hatten einige Rückschläge zu verkraften, wobei der peinlichste Fehler sich bei der Mars Climate Orbiter Mission ereignete, da ein Zulieferer der NASA Fehler bei der Umrechnung von Einheiten (imperiales statt metrisches System) machte und der Marsboden dann da war, wo er eigentlich nicht sein sollte.


Ein anderer tragischer Rückschlag traf die japanische Raumfahrtorganisation JAXA (damals noch NASDA). Bei der bislang einzigen japanischen Mission brachte eine Triebwerksfehlfunktion die Sonde auf einer Umlaufbahn um die Sonne. Dennoch hatten die Ingenieure noch Hoffnung, da die Sonde im Juni 2003 mithilfe von einigen Swing-by Manövern wieder auf Kurs Richtung Mars gebracht werden sollte, doch während einiger starker Sonneneruptionen im April 2002 kam es zu Beschädigungen im Kommunikations- und Energieversorgungssystem der Sonde.


Chronologische Daten (Startdatum der Sonden):

2018 - InSight - USA - Erfolg

2016 - ExoMars-Modul "Schiaparelli" - Europa - Fehlschlag - Fehlerhaftes Verhalten des Bordcomputers [1]

2013 - MAVEN - USA - Erfolg

2011 - Mars Science Laboratory (Curiosity Rover) - USA - Erfolg

2008 - Phoenix - USA - Erfolg

2005 - Mars Reconnaissance Orbiter - USA - Erfolg

2003 - Mars Exploration Rover (Spirit & Opportunity) - USA - Erfolg

2003 - Mars Express - Europa - teilw. Erfolg - Der Lander "Beagle 2" scheiterte, der Orbiter war erfolgreich

2001 - Mars Odyssey 2001 - USA - Erfolg

1999 - Mars Polar Lander - USA - Fehlschlag - Bremstriebwerke schalteten sich zu früh ab

1998 - Mars Climate Orbiter - USA - Fehlschlag - Fehler bei der Umrechnung von Einheiten

1998 - Nozomi - Japan - Fehlschlag - Triebwerksfehlfunktion brachte die Sonde in eine Umlaufbahn um die Sonne. Weiterführende Bemühungen brachten keinen Erfolg

1996 - Mars Pathfinder - USA - Erfolg

1996 - Mars 96 - Russland - Fehlschlag - Fehler bei der zweiten Zündung, der oberen Stufe der Proton Rakete, ließ die Sonde ins Meer fallen

1996 - Mars Global Surveyor - USA - Erfolg - Erst nach 10 Jahren brachte ein Softwareupdate das Aus

1992 - Mars Observer - USA - Fehlschlag - Gerissene Rohrleitung im Antriebssystem

1988 - Phobos 2 - UDSSR - teilw. Erfolg - Mission war 2 Monate ein Erfolg, dann führte ein Kommando zum Verlust der Sonde, wahrscheinlich eine Computerfehlfunktion

1988 - Phobos 1 - UDSSR - Fehlschlag - Falsche Daten in der Kommando-Sequenz verhinderten das Ausfahren der Sonnensegel

1975 - Viking 2 - USA - Erfolg

1975 - Viking 1 - USA - Erfolg

1973 - Mars 7 - UDSSR - Fehlschlag - Setzte den Lander auf der falschen Flugbahn ab, Landung auf dem Mars nicht möglich, wieder defekter Transistor

1973 - Mars 6 - UDSSR - Fehlschlag - Stoppte die Übermittlung der Telemetrie-Daten 2 Monate nach Beginn der Reise, wahrscheinlich defekter Transistor

1973 - Mars 5 - UDSSR - Fehlschlag - Mission war 2 Wochen lang ein Erfolg, dann Verlust der Sonde, Ursache unklar

1973 - Mars 4 - UDSSR - Fehlschlag - Funktionsstörung bei der Rakete, erreichte den Orbit nicht

1971 - Mars 3 - UDSSR - teilw. Erfolg - 2 min. nach dem Aufsetzen des Landers sendete dieser keine Daten mehr, die Mission des Orbiters war ein Erfolg

1971 - Mars 2 - UDSSR - teilw. Erfolg - Lander krachte auf die Oberfläche, Orbiter lieferte brauchbare Daten und Bilder

1971 - Kosmos 419 - UDSSR - Fehlschlag - Fehler bei der Programmierung der Proton Rakete, Booster der Rakete zündeten nicht

1971 - Mariner 9 - USA - Erfolg

1971 - Mariner 8 - USA - Fehlschlag - Atlas-Centaur Rakete musste nach einer Fehlfunktion zerstört werden

1969 - Mars 1969 B - UDSSR - Fehlschlag - Proton Rakete explodierte am Startplatz

1969 - Mars 1969 A - UDSSR

1969 - Mariner 7 - USA - Erfolg - Trotz explodierter Batterie

1969 - Mariner 6 - USA - Erfolg

1964 - Mariner 4 - USA - Erfolg - Lieferte 1965 die ersten Bilder von der Marsoberfläche

1964 - Mariner 3 - USA - Fehlschlag - Probleme nach dem Start, Sonde erreichte vorbestimmte Flugbahn zum Mars nicht

1962 - Sputnik 31 - UDSSR - Fehlschlag - Sonde im Erdorbit auseinandergebrochen*

1962 - Mars 1 - UDSSR - Fehlschlag - Auf der Hälfte des Weges zum Mars verstummte das Signal der Sonde

1962 - Sputnik 29 - UDSSR - Fehlschlag - Hat den Erdorbit nicht verlassen*

1960 - Marsnik 1 & 2 - UDSSR - Fehlschlag - Beide Sonden wurden beim Start zerstört


* UDSSR hat die Existenz der Sonde bestritten, US Radar beobachtete den Vorgang





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