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Frank Erhardt

Der Aufstieg und Fall der Mayas

Aktualisiert: 27. März 2019

Wissenschaftler benutzten Satelliten im All, um eines der großen Mysterien der Antike zu lösen.


Wo sich heute der Regenwald von Guatemala befindet, blühte, einst eine hoch entwickelte Zivilisation. Die Gesellschaft der Maya baute große Städte, kunstvolle Tempel und turmhohe Pyramiden. Zu seiner Hochzeit, um 900 A.D., lag die Bevölkerungsdichte bei 500 pro Quadratmeile in ländlichen Gegenden und bei mehr als 2.000 Menschen in den Städten - vergleichbar mit dem heutigen Los Angeles.


Diese lebendige "klassische Periode" der Maya Zivilisation gedieh über 6 Jahrhunderte. Aus irgendeinem Grund kollabierte sie dann.


Der Untergang der Maya war lange eines der großen Geheimnisse der antiken Welt. Aber es ist mehr als eine historische Merkwürdigkeit. In Sichtweite der Maya Ruinen, in der Petén Region in Guatemala, nahe der Grenze zu Mexiko, wächst die Bevölkerung wieder an, und Regenwald wird abgeholzt und in landwirtschaftliches Gebiet umgewandelt.

"Indem wir lernen, was die Maya richtig und falsch gemacht haben, können wir vielleicht den Menschen in diesem Gebiet helfen zukunftsträchtige Wege zu finden das Land zu bewirtschaften, und die Ausschweifungen zu vermeiden, die den Untergang der Maya bedeuteten,"

sagt Tom Sever am Marshall Space Flight Center (MSFC).


Sever, NASA's einziger Archäologe, benutzte Satelliten um die Ruinen der Maya zu untersuchen. Indem sie diese Daten mit Daten aus klassischer archäologischer Arbeit kombinierten, konnten Sever und andere das meiste von dem was damals geschah rekonstruieren:


Aus den Pollen, die in alten Lagen aus Ablagerungen von Seen eingeschlossen waren, haben Wissenschaftler erkannt, dass vor ungefähr 1.200 Jahren, kurz bevor die Zivilisation zusammenbrach, Pollen von Bäumen fast komplett verschwanden und durch Pollen von Unkraut ersetzt wurden. Mit anderen Worten, das Gebiet wurde fast vollständig entwaldet.


Ohne Bäume hatte sich die Erosion verschlimmert und fruchtbaren Boden davongetragen. Die Veränderung in der Bodenbedeckung hatte in der Region zu einer Temperaturerhöhung von bis zu 6 Grad geführt, wenn man sich die Computersimulationen von Bob Oglesby, einem Klimaforscher der NASA und Kollege von Sever, ansieht. Diese höheren Temperaturen hatten den Boden ausgetrocknet und ihn damit noch ungeeigneter für die Landwirtschaft gemacht.


Die Erhöhung der Temperatur hatte auch das Regenverhalten verändert, sagt Oglesby. Während der Trockenzeit in den Petén ist Wasser rar, und das Grundwasser liegt zu tief (1.500+ Meter), um über Schächte erreicht werden zu können. Der Tod durch Verdursten ist eine reale Bedrohung. Die Mayas müssen sich auf Regenwasser verlassen haben, dass in Reservoires gespeichert wurde, so dass eine Unterbrechung des Regens schreckliche Konsequenzen gehabt hätte.


(Im heutigen Zentralamerika sieht man Veränderungen in der Wolkenformation und dem Regen über entwaldetem Gebieten, wie Studien zeigen. Wiederholt sich die Geschichte?)


Mit Hilfe von Methoden der klassischen Archäologie haben Forscher herausgefunden, dass menschliche Knochen aus dem letzten Jahrhundert vor dem Kollaps, Zeichen von starker Unterernährung aufzeigen.

"Archäologen haben in der Vergangenheit immer wieder darüber diskutiert, ob der Untergang der Mayas durch Trockenheit, Kriege, Krankheit oder einer Reihe von anderen Möglichkeiten ausgelöst wurde,"

sagt Sever.

"Nun denken wir, dass all diese Faktoren eine Rolle spielten, aber nur die Symptome waren. Die eigentliche Ursache war ein chronischer Nahrungs- und Wassermangel, aufgrund von natürlicher Austrocknung und Entwaldung durch den Menschen."

Heute verschwindet der Regenwald erneut durch Abholzung. Etwa die Hälfte des ursprünglichen Waldes, wurde während der letzten 40 Jahre zerstört, gefällt von Bauern die eine "Abschneiden-und-Verbrennen" Landwirtschaft betreiben: ein Teil des Waldes wird abgeholzt und verbrannt um Ackerland zu erhalten. Es ist die Asche, die dem Boden seine Fruchtbarkeit gibt, der dann innerhalb von 3-5 Jahren erschöpft ist, und so die Bauern dazu zwingt weiter zu ziehen und ein neues Gebiet zu finden. Dieser Kreislauf wiederholt sich endlos ... oder bis der Wald verschwunden ist. Im Jahr 2020 werden nur noch 2 % - 16 % des ursprünglichen Regenwaldes intakt sein, wenn die heutige Rate der Zerstörung beibehalten wird.


Es sieht so aus, dass die Menschen heute, einige der Fehler der Maya wiederholen. Sever denkt jedoch, dass eine Katastrophe verhindert werden kann, wenn Forscher herausfinden, was die Maya richtig gemacht haben. Wie konnten sie über so viele Jahrhunderte wachsen? Ein wichtiger Hinweis kommt aus dem All:


Sever und ein Mitarbeiter, Dan Irwin, haben sich Satellitenfotos angeschaut und in ihnen Zeichen von antiken Abfluss- und Bewässerungsgräben, in sumpfartigen Gebieten nahe der Maya Ruinen, gefunden. Die heutigen Bewohner nutzen diese niedrig liegenden Sümpfe kaum (die sie "bajos" nennen, das spanische Wort für "Flachland"), und Archäologen haben lange Zeit gedacht, dass die Maya sie ebenfalls nicht nutzten. Während der Regenzeit, von Juni bis Dezember, sind die bajos zu matschig, und in der Trockenzeit zu ausgedörrt. Keine der beiden Bedingungen eignet sich für die Landwirtschaft.


Sever glaubt, dass diese antiken Kanäle Teil eines Systems waren, dass die Maya entwickelten, um dass Wasser in den bajos zu regulieren, und so dieses Gebiet für die Landwirtschaft nutzen zu können. Die bajos machen 40% der Landschaft aus; Benutzung dieses großen Gebietes hätte den Maya eine wesentlich größere und stabilere Versorgung mit Nahrung geliefert. Sie könnten die Hochländer während der feuchten Jahreszeit bewirtschaftet haben, und die niedrig liegenden bajos während der trockenen Saison. Und sie hätten die bajos jedes Jahr aus Neue bestellen können, anstatt neue Gebiete des Regenwaldes abzuholzen und zu verbrennen.


Könnten die heutigen Petén Bauern etwas von den Maya lernen und ihre Samen in den bajos aussähen?


Dies ist eine fesselnde Idee. Sever und seine Kollegen erforschen diese Möglichkeit mit dem Minister für Landwirtschaft von Guatemala. Sie arbeiten mit Pat Culbert, von der University of Arizona und Vilma Fialko von Guatemala's Instituto de Antropología e Historia zusammen, um Gebiete in den bajos zu identifizieren, die einen nutzbaren Boden haben. Und sie denken darüber nach, testweise Kulturpflanzen in diesen Gebieten zu sähen, mit Abluss- und Bewässerungskanälen, die nach dem Vorbild der Maya gebaut sind.


Eine Nachricht aus dem Jahre 900 A.D.: es ist niemals zu spät von seinen Ahnen zu lernen.

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